Wenn Reden zur Schwerstarbeit wird

Lass uns mal drüber reden … .

Vor meiner Erkrankung war dieser einfache Satz eine Selbstverständlichkeit. Im Normalfall war es immer so, wenn mich etwas bedrückt hat, suchte ich mir einen meiner wenigen guten Freunde und diskutierte mit diesem das Problem. Eigentlich eine klare Angelegenheit. Daher kannte ich das oben beschriebene Gefühl gar nicht. Als die Depression das Steuer meines Lebens zunehmend übernahm, änderte sich dieser Impuls schlagartig.

Rotharige Frau mit Depressionen

Die Veränderung

Plötzlich fiel es mir mehr als schwer, Kontakt zu halten. Dieses hatte gleich mehrere Gründe. Ich schämte mich für meine Unfähigkeit überhaupt Leistungen zu vollbringen, die mir vorher wie selbstverständlich von der Hand gingen. Ich schämte mich für meine Unfähigkeit normal mit meinen geliebten Menschen sprechen zu können. Wie sollte ich denn mitteilen, was mit mir los war, wenn ich selbst keine richtige Ahnung hatte, was da gerade in mir vorging.

Früher dachte ich, …

dass Menschen, die sich auf eine Couch legen, um über ihre Probleme zu reden irgendwie weich wären. Diese Art der Kommunikation war mir aus Hollywood Filmen bekannt. Meine Einschätzung hierzu war:
„Das ist doch was für reiche Menschen, die keine Freunde haben und es sich leisten können, jemanden dafür zu bezahlen, dass er sich die Probleme anderer anhört. Vermutlich ist es sehr angenehm einen solchen bezahlten „Versteher“ an seiner Seite zu haben, aber nötig ist das sicher nicht.“

Durch meine Erkrankung ist mir klar geworden:

  • Es gibt kaum etwas Schwierigeres, als zu reden, wenn einen Selbstmordgedanken plagen.
  • Es gibt kaum etwas Schwierigeres als zu reden, wenn man nicht weiß, was mit einem los ist.
  • Es gibt kaum etwas Schwierigeres als zu reden, wenn man sich schämt und einen Schuldgefühle plagen.
  • Es gibt kaum etwas Schwierigeres als zu reden, wenn man nicht reden will und kann.

FAZIT:

Reden kann zur riesigen Belastung und Anstrengung werden.

Gespräche in einer Psychotherapie sind alles andere als ein „Honigschlecken“ für reiche oder faule Menschen. Reden in einer Psychotherapie ist Schwerstarbeit. Man muss sich mit sich selbst auseinander setzen, obwohl man gerade lieber alles andere tun würde.

Heute habe ich riesigen Respekt vor allen Menschen, die es schaffen, sich in schwierigen Situationen (wieder) zu öffnen.

Team DepressionEnde

 

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