Depression Angehörige

Depressionen können jeden treffen. In Deutschland statistisch gesehen jeden fünften. Die Dunkelziffer wird noch deutlich höher geschätzt. Dabei macht die Depression keinen Halt vor Alter, Geschlecht, Erfolg oder Gesundheit. Sie trifft Frauen und Männer, Erwachsene wie auch Kinder und Jugendlichen, erfolgreiche Manager genauso wie Arbeitslose und Rentner. Und viel zu oft enden Depressionen tödlich. Erst Recht unbehandelt, ohne Wissen und Hilfe. Dabei stehen die Chancen, wieder gesund zu werden heute so gut wie noch nie und lassen jeden Grund zur Hoffnung. Umso wichtiger ist auch die Rolle der Angehörigen.

Warum ist die Rolle der Angehörigen wichtig?

Immer wieder hören wir von Betroffenen das Angehörige unglaublich wichtig sind. Wobei wir hier unter Angehörige alle Personen mit einbeziehen, die einem depressiven Menschen nahestehen. Dazu zählen die Partner und Familienangehörigen genauso wie Freunde. Auch Arbeitskollegen können eine wichtige Rolle einnehmen. Die Gründe hierfür sind vielfältig, auf die wichtigsten möchten wir hier kurz eingehen.

Depressionen erkennen

Nach Informationen der Depressionsliga e.V. lassen sich aktuell nur etwa 10% derjenigen behandeln, die an Depression erkrankt sind. Das liegt z.T. daran, dass sich gerade Männer schwertun, sich die eigene Depression einzugestehen. Vielfach wird die Depression auch als solches nicht erkannt und entsprechend erst recht nicht behandelt. Hinzu kommt, dass Depression als Thema leider immer noch viel zu oft stigmatisiert wird oder der Begriff fälschlicherweise mit einer schlechten Stimmung gleichgesetzt wird.

In dem sich die Angehörigen über Depression als Krankheit informieren, können sie besser einschätzen, ob eine Depression vorliegt oder nicht. Das ersetzt selbstredend keine ärztliche Diagnose, hilft aber die Situation einschätzen zu können, mit dem depressiven Partner darüber zu reden oder auch in Notfällen schnell handeln zu können.

Wichtige Informationen zur Erkennung von Depressionen findet Ihr auf unserer Seite „Depression – Symptome„.

Umgang mit depressiven Menschen

Eine Depression trifft nicht nur den Menschen als Ganzes, sondern auch sein Umfeld. Selbst sonst sehr lebensfrohe Menschen können durch die Depression jegliche Freude am Leben verlieren. Durch starke persönliche Veränderungen der Betroffenen haben Angehörige häufig das Gefühl die depressive Person an ihrer Seite nicht mehr wieder zu erkennen. Das eine nahestehende Person so stark leidet, kann alleine schon zu enormen Schmerzen bei den Angehörigen führen. Hinzu kommt sehr oft ein Mix aus Hilflosigkeit, Schuldgefühlen, Wut, Verzweiflung und Traurigkeit.

Angehörige sollten wissen, dass ein sozialer Rückzug in der Depression eher normal ist. Dass die Selbsteinschätzung und die Wahrnehmung der Realität von den Betroffenen deutlich negativer ausfällt, als sie sein müsste. Partner sollten wissen, dass die Frau oder der Mann an ihrer Seite ihnen aufgrund der typischen emotionalen Leere in der Depression nicht die Liebe schenken und empfinden kann, die sie vielleicht gerne würde. Und sie sollten wissen, dass sich keiner die Depression selbst aussucht und dass es in schweren depressiven Episoden auch sein kann, dass es einer depressiven Person zu schwer fällt sich etwas zu essen zuzubereiten oder überhaupt aufzustehen. Das hat nichts mit Wollen zu tun, sondern ist eine Krankheit, die sich Depression nennt.

Aber die Depression hat viele Facetten mit unterschiedlichsten Symptomen, die z.T. sogar gegensätzlich sein können. Darüber Bescheid zu wissen, kann im Umgang mit depressiven Menschen sehr helfen.

Was darüber hinaus alles im Umgang mit depressiven Menschen hilft – vom normalen Gespräch im Alltag bis hin zu Notfallsituationen – bereiten wir derzeit in einer eigenen Serie für Euch vor.

In akuten Fällen schaut Euch auf jeden Fall schon mal unseren Hilfebereich an.

Depressiver Partner

Statt Schmetterlinge im Bauch nur noch ein schwarzes Loch? Statt emotionaler Tiefe emotionale Leere? Genau das kann in einer Depression normal sein. Das Wissen darüber kann ein gewisser Trost sein. Aber das heißt nicht, dass das für den Betroffenen oder seinem Partner gut zu ertragen ist.

Viele Partner versuchen alles dafür zu tun, die Person an Ihrer Seite wieder Lächeln zu sehen oder ihr auch nur ein bisschen helfen zu können. Sie übernehmen immer mehr und mehr Aufgaben. Sie versuchen Hoffnung, Liebe und Mut zu geben – z.T. stark über die eigenen Grenzen hinaus. Andere sind wütend, verunsichert oder schlicht überfordert. Je näher die depressive Person einem steht – und das ist gerade in der Partnerschaft der Fall – umso stärker sind auch die Partner selbst emotional getroffen und betroffen. Sie sitzen – wenn auch mit sehr unterschiedlichen „Gepäck“ – im gleichen Boot und es gehört viel dazu, dass keiner bei tosender See untergeht.

Auf die besonderen Themen in einer Beziehung gehen wir daher gesondert drauf ein.

Depression und Kinder

Die Nähe zu einer depressiven, geliebten Person ist über dem Thema Beziehung hinaus, gerade für Kinder besonders schwierig. Sowohl, wenn sie selber an Depressionen erkranken, als auch wenn die Mutter oder der Vater depressiv wird. Und auch für depressive Eltern stellt sich hier eine ganz besondere Herausforderung, da sie sich ja trotzdem das Beste für Ihre Kinder wünschen.

Betroffenen Elternteile und Partner sollten sich hier auf jeden Fall Hilfe sowohl für sich als auch für Ihre (mit-) betroffenen Kinder holen. Je früher, desto besser. Auch eine Mutter-Kind-Therapie oder Mutter-Kind-Kur kann hier helfen.

Grundsätzlich sollte das Thema Depressionen in der Familie kein Tabu-Thema sein. Kinder depressiver Eltern merken sowieso, dass irgendetwas nicht stimmt. Wird nicht mit Ihnen darüber gesprochen, fühlen sie sich häufig für die depressive Episode der Eltern schuldig. Auf der anderen Seite kann auch eine starke Inanspruchnahme kindlicher Hilfe Kinder überfordern. Beides kann mit dazu beitragen, dass auch Kinder in einer solchen Situation depressiv werden. Versuchen Sie sich dieser Situation bewusst zu sein, den Kindern so gut wie möglich zu erklären und sich externe, professionelle Hilfe zu holen. Auch kann es helfen die Oma, Tante oder Bruder stärker mit einzubeziehen und so gemeinsam für die Kinder zu sorgen.

Auf die besondere Situation von Depression mit Kindern und depressiven Kindern und Jugendlichen gehen wir in weiteren Beiträgen noch gezielter drauf ein.

Selbstfürsorge

Zu guter Letzt, möchten wir alle Angehörigen bitten auch auf sich selbst zu achten. Selbstredend steht die depressive Person immer im Fokus der Hilfeangebote und muss es auch sein. Dennoch ist die Situation für die Angehörigen, insbesondere für sehr nahestehende Personen nicht zu unterschätzen. Nur wer es schafft, auch für sich selber eine Basis zu haben, die ihm immer wieder Kraft gibt, kann auch dauerhaft für die depressive Person da sein.  Ein gesundes Maß an Distanz und für sich selber sorgen, ist unabdingbar, um für den depressiven Partner da sein zu können. Auch wird die depressive Person merken, dass es Ihnen deutlich schlechter geht, sich dafür verantwortlich machen und sich so noch schlechter fühlen.

Daher auch wenn es schwerfällt: Sie müssen und können nicht alles alleine schaffen. Holen sie sich und vor allem dem Depressiven Hilfe und achten sie auf sich selbst, so gut es geht. Tun sie es für sich – und für die depressive Person an Ihrer Seite.

Mehr zum Thema Hilfe erfahrt Ihr in unserer Rubrik „Depression – Hilfe„.

Was bewegt Euch?

Wir versuchen nach und nach alle wichtigen Themen für Angehörige aufzugreifen – vom Umgang mit depressiven Menschen, Hilfe in Notsituationen und Depression in Paar- sowie Eltern-Kind-Beziehungen. Gibt es hierbei Themen die für Euch besonders wichtig sind? Welche Fragen bewegt Euch? Schreibt uns direkt oder über Facebook. Wir gehen den Themen für Euch auf den Grund.

Ihr möchtet Eure Erfahrungen mit uns und der Community teilen und anderen Angehörigen helfen mit der Situation umzugehen? Dann schreibt uns gerne Kommentare oder schickt uns Euren Erfahrungsbericht. Alle Infos hält unsere Seite „Erfahrungsberichte Depression“ für Euch bereit.

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